rafael nassif, composer
situating music
in its exact space-time
seems to me to be
the most musical activity
of the composer
but this task
is not a privilege of the artists,
in the same way that
music does not belong
to those who write it
through the composer
music merely becomes itself,
such as it is
(r. nassif)
[...] O que se reinventa na obra de Rafael Nassif é basicamente a forma de ofertar a experiência musical. O pertencimento fundamental entre silêncios e sons é matéria de reinvenção, assim como novos timbres instrumentais e pré-gravados. Uma continuidade entre o universo sonoro do palco e de seu entorno é composta como todas as demais relações musicais. Toma-se por meta a provocação mais fundamental possível a uma música, a saber: constituir-se como um convite à escuta. Mas, sendo este convite matéria elementar da música, reinventa a obra o óbvio, se não, o absurdo de se deparar subitamente com ele. [...]
(Marta Castello Branco, excerto do texto "Reinvenção do Absurdo")
Rafaels Nassifs Musik ist Position. Sie setzt/stellt/legt sich selbst und die Hörenden in einen Erfahrungsraum. Sie setzt diesen Raum, sie stellt ihn auf, sie legt ihn aus. Als Raum gestaltet sie die Punkte unserer Aufmerksamkeit. Aber Nassifs Musik vermag mehr als nur von der Position, dem Raum, dem Koordinatensystem der verschiedene Stellen ein installatives Bild zu geben. Mit einer anarchischen Klangphantasie wird seine Musik zur Schwelle und damit dem Ritual verwandt. Zur Schwelle von der einfachen Verschiedenheit hin zur radikalen Andersheit. In dem aufgespannten Netz, in der Verschiedenheit der Klangpositionen, dort wo wir (sitzend/stehend/liegend) hören in die Richtungen, wo (sitzend/stehend/liegend) gespielt wird, entsteht ein Bewusstsein für das ganz Andere. Die dabei anfallenden magmaartigen Klangbrocken – instrumental, vokal oder vermehrt auch als Lautsprechercollage – sind aber nicht Abbild einer zu erwartenden oder erhofften Entwicklung, nichts, das unser liebgewonnenes, kopfnickendes Denken als >>Thematisierung des Materials<< bezeichnen könnte. Auch bewegt es sich nicht in Richtung der in Westeuropa so willkommenen Oase des Meditativen. Der Titel einer seiner Stücke deutet die Richtung: „floresta anônima“ – in seiner Musik steht man eher wie in einem Wald. Oder vielmehr: seine Musik stellt ein waldartiges Gebilde vor den Hörer. Anonym, das heißt: ohne klare Benennung und vorgetretene Pfade umgibt die Hörenden eine Welt. [...]
(Lennart Dohms; Begründung der Jury bei der Verleihung des Kuntspreises Berlin (Musik) in der AdK-Berlin).